Bisherige Aktivitäten

Zwischenbericht vom 10. 11. 2000 von Prof. Dr. Fürnrohr

Die Arbeitsgruppe (AG) Zeitgeschichte (ZG) hat sich in der ersten Jahreshälfte zusammengefunden und hat Arbeitsgebiete unter sich verteilt. Seither wurden nahezu 50 Zeitzeugen aus Gauting und den Nachbargemeinden des oberen Würmtals einzeln und in Gruppen mehr oder weniger ausführlich nach ihren Erlebnissen vor allem aus der Zeit zwischen 1930 und 1950 befragt.

Während die Auskünfte über die lokal/regionale Politik im allgemeinen dünn ausfielen - da scheinen nach wie vor Tabus zu liegen -, ergaben sich in anderen thematischen Bereichen wichtige Einsichten, z.B.

• was die örtlichen Kriegsvorbereitungen, das Eingreifen des Krieges, zunächst besonders des Luft- kriegs, in das Leben der Menschen vor Ort betrifft;

• was Leben und Tätigkeit von Kriegsgefangenen und zivilen Arbeitskräften aus anderen Staaten ("Fremdarbeiter - Zwangsarbeiter?) betrifft;

• wie die Bewohner unseres Gebietes gegen Ende des Kriegs von den Kampfhandlungen auf der Erde und aus der Luft mehr und mehr in Mitleidenschaft gezogen wurden und wie sich die Besetzung durch die Amerikaner vollzog;

• wie evakuierte, geflohene und vertriebene Deutsche aus dem Reich und den Nachbarländern herbei- strömten, teils durchgeschleust teils aufgenommen und auf Dauer untergebracht wurden und wie sie in den Arbeitsprozeß und schließlich in die vorhandene Gesellschaft eingegliedert wurden bzw. sich eingegliedert haben.

Ein Mitglied der AG wertet die Akten des "Detachment Starnberg" der amerikanischen Militärregierung systematisch aus. Das bietet für Gauting selbst bisher nicht sehr viel Neues, wohl aber ergibt sich für die Jahre 1945 bis 1949 ein Bild der amerikanischen Verwaltungstätigkeit in unserem Raum insgesamt, und zwar aus amerikanischer, nicht aus deutscher Sicht. Im Sinne einer multiperspektivischen Geschichtsbetrachtung ist das ein wichtiger Beitrag zur Gesamtschau.

Ziel aller dieser Bemühungen ist die Erstellung einer Dokumentation, die nicht unbedingt sofort in die Öffentlichkeit getragen werden soll, aus der aber zukünftige wissenschaftliche Arbeiten schöpfen
können. Wertvoll wäre, bei dieser Tätigkeit, die sich sicherlich auch noch in die nächsten Jahre hinziehen wird, mehr Mitarbeit von Seiten der Bevölkerung; Zeitzeugen und Mitwirkende bei den Befragungen sind nach wie vor willkommen, auch Originalmaterialien, z.B. Bilder und Dokumente, auch Gegenstände aus jener Zeit die kopiert bzw. fotografiert werden können und so wesentlich dazu beitragen könnten, unser Bild von der ZG im oberen Würmtal anzureichern, plastischer und farbiger werden zu lassen.


Erstellt:07.11.2004     copyright  Gesellschaft für Archäologie und Geschichte - Oberes Würmtal e.V.